Da biste platt 1. Mai 2020
Posted by josefbutscher in Gedicht mit Foto.Tags: Aufsteigen, Denken, Fall, Glauben, Mücke, Tod, Vergnügen, Wissen
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„Das Vergnügen des Aufsteigens
liegt hinter mir – vor mir
das Eingeebnetwerden.“
(Günter Kunert, 1929-2019)
Aufgestiegen.
Wieso?
Wie weit?
Wohin?
Je höher aufgestiegen,
desto tiefer der Fall.
Zack, eingeebnet.
Platt gemacht.
Von der Dampfwalze Tod
plattgedrückt
wie eine Mücke.
Ende des Vergnügens.
Da biste platt.
Oder weißte,
denkste,
glaubste was anderes?
Und wenn, was denn?
Josef Butscher
Das Menschenkind 1. April 2020
Posted by josefbutscher in Gedicht mit Foto.Tags: Geburt, Gott, Märchen, märchenhaft, Name, Tod, unvergessen
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Das Menschenkind Irgendwer
wurde geboren
wurde beerdigt
Es war einmal
Klingt wenig märchenhaft
Das Menschenkind Irgendwer
geliebt
unvergessen
von Gott mit Namen genannt
Kein Märchen
Josef Butscher
Wie gelebt? 1. Januar 2020
Posted by josefbutscher in Gedicht mit Foto.Tags: aufrecht, gemessen, gewogen, Leben, Mutterleib, Tod
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Da bewegst du dich
monatelang
zusammengerollt
im Mutterleib,
urplötzlich wirst du
ausgewickelt,
flachgelegt,
gewogen und gemessen.
Bald danach
sollst du lernen,
aufrecht zu sitzen,
aufrecht zu stehen,
aufrecht zu gehen,
(und das lebenslang!),
bis man dich eines Tages
wieder flachlegt,
und du letztgültig
gewogen und gemessen wirst.
Wie gelebt?
Zusammengerollt
oder aufrecht?
Josef Butscher
Ostern 1. April 2019
Posted by josefbutscher in Aphorismus mit Foto.Tags: Auferstehung, Ostern, Tod
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Seit Ostern ist der Tod massiv vom Aussterben bedroht.
Josef Butscher
Schönes erfassen 1. März 2019
Posted by josefbutscher in Gedicht mit Foto.Tags: Augen, Blumen, Kindheit, Korn, Krieg, Schönes, Schwalbenflug, sehen, staunen, Tod, träumen
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Schwungvoll-schöner Schwalbenflug:
Bild aus Kindheitstagen.
Sah das Schauspiel nie genug,
stand nur bebend, staunend da,
war entzückt und träumte.
Was an Schrecklichem geschah,
gnädig ich versäumte.
Ahnte nichts von Krieg und Tod,
konnte schutzvoll leben,
hatte Obdach, hatte Brot,
sah nur Liebe Stund‘ um Stund‘
durch die Lüfte fliegen,
sah die Blumen frisch und bunt
und das Korn sich wiegen.
Sah mich nie am Sehen satt.
Das ist so geblieben. –
Selig, wer noch Augen hat,
hell und wachsam wie ein Kind,
Schönes zu erfassen,
ohne sich vom Zeitenwind
blind verführn zu lassen!
Josef Butscher
Gott, ich glaube 1. November 2018
Posted by josefbutscher in Gedicht mit Foto.Tags: Berechnung, Freiheit, Freude, Gedanken, Glaube, Leben, reich, Tod, Umstände
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Ich glaube nicht an dich,
weil andere dazu raten.
Menschengedanken führen nicht zu dir.
Ich glaube nicht an dich,
weil ich Angst hätte.
Du bist ein Gott der Freiheit.
Ich glaube nicht an dich,
weil ich dazu veranlagt wäre.
Ginge es nach mir, könnte ich
nicht einmal an mich selber glauben.
Ich glaube nicht an dich,
weil ich auf Belohnung warten würde.
Berechnung rechnet immer verkehrt.
Ich glaube nicht an dich,
weil ich dazu erzogen worden wäre.
Du wertest nur das eigne Tun.
Ich glaube nicht an dich,
weil ich hart und eifrig
an mir gearbeitet hätte.
Veränderung gibt es nur durch dich.
Ich glaube nicht an dich,
weil ich arm, reich oder gebrechlich wäre.
Die Umstände schaffen und halten nicht,
was vor dir gilt.
Gott, ich glaube an dich
einfach deshalb, weil es dich gibt
und du für mich da bist.
Du hast mich zum Leben gerufen,
du hast mich vom Tode erlöst.
Ich glaube an dich,
weil ich dir danken will.
Ich glaube an dich,
weil ich mich freue über dich.
Josef Butscher
Erwache! 1. Juli 2017
Posted by josefbutscher in Gedicht mit Foto.Tags: Glanz, Löwe, Schatten, Tag, Tod, Wald, Zwielicht
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In den Schattenschluchten
der gefürchteten Wälder
brüllt kein Löwe mehr,
die Eintagsfliege Tod
ist gestorben,
Zittern und Zagen
haben ausgedient.
Erwache!
Tritt aus dem Zwielicht
in den Glanz der Helle!
Verschlaf nicht den Tag!
Josef Butscher
Ablauf, gleichzeitig 1. Dezember 2015
Posted by josefbutscher in Gedicht mit Foto.Tags: Baum, Morgenlied, Tod
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Bäume blühen
und Morde geschehen.
Vögel jubilieren
und Tote werden begraben.
Nächte verdunkeln
und Kinder erwachen …
tanzen um einen Baum
und trällern ihr Morgenlied.
Josef Butscher
Niemand ist eine Insel 1. Juli 2015
Posted by josefbutscher in Gedicht mit Foto.Tags: Erde, Land, Leben, Niemand ist eine Insel, Stunde, Tod
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Niemand ist eine Insel
oder selbst das Ganze.
Jeder ist ein Teil der Welt.
Wenn durch das Meer eine
Erdscholle fortgerissen wird,
geht Land verloren
und der Verlust betrifft alle.
So bist du
in eines jeden Menschen Tod
mit einbezogen.
Deshalb frage nicht,
wem die Stunde schlägt,
sie schlägt für dich.
Josef Butscher
(Frei nach: NO MAN IS AN ISLAND
von John Donne, 1572–1631)